ALTERNATIVE GESELLSCHAFTSENTWÜRFE:

Spanien 1936 - 1939 (4)

Gründung der CNT / FAI


Im Jahre 1910 schlossen sich die katalanischen Organisationen der "Libertären" in der CNT zusammen. Diese anarcho-syndikalistische Gewerkschaft wurde in den folgenden Jahren zur mächtigsten Arbeiterorganisation. Vor allem in Katalonien - dem eigentlichen Wirtschaftszentrum Spaniens - war sie die bestimmende politische Kraft. In z.T. monatelangen Streiks, die mit drakonischen Unterdrückungsmassnahmen beantwortet wurden, kämpften die Arbeiter der CNT für den libertären Kommunismus, für die Selbstbestimmung der Arbeitenden und gegen die Konzernherren. Die direkte Aktion war ihr Kampfmittel. Niemals erhofften sie sich von Wahlen irgendeine Besserung, der Kampf wurde in den Betrieben geführt - konsequenterweise rief die CNT auch bei allen Wahlen zum Boykott auf. Im Jahre 1927 - noch unter der Diktatur Primo de Riveras - wurde die "Federación Anarquista Ibérica (FAI)" gegründet.

Diese Geheimorganisation entwickelte sich in kurzer Zeit sowohl zum bewaffneten Arm, als auch zur programmatischen Kraft der CNT. Die FAI war Aktionsverband und "Geisteszustand", die Methoden waren dem italienischem Anarchisten Errico Malatesta entlehnt. Sein Programm: "Eine Stadt oder ein Dorf in die Hand zu bekommen, die lokalen Vertreter der Staatsgewalt unschädlich zu machen und die Bevölkerung aufzufordern, sich selbst frei zu organisieren". So beteiligte sich oder initiierte die FAI beständig Aufstände in den verschiedensten Dörfern und Regionen, in denen dann für Tage oder Wochen der libertäre Kommunismus ausgerufen wurde. All diese Aufstände wurden von der Staatsgewalt blutig nieder geschlagen. Einer der folgenreichsten dieser Aufstände fand im Oktober 1934 in Asturien statt. Nach zwei Wochen wurde die Bewegung von dem erstmals in Erscheinung tretenden General Franco niedergemetzelt. Die Bilanz der Kämpfe: 13.000 Tote und 30.000 Gefangene. Folgenreich war dieser Aufstand, weil die 1936 zur Wahl angetretene Volksfront in ihrem Programm die Befreiung der politischen Gefangenen ausdrücklich zum Bestandteil hatte. Diese Forderung, sowie die Hoffnung auf die Befreiung der Genossen in den Gefängnissen bewog die CNT / FAI zum ersten Mal in ihrer Geschichte, nicht zum Wahlboykott aufzurufen. Dies war dann auch der ausschlaggebende Faktor für den Sieg der Volksfront im Februar 1936.


Sieg der Volksfront Februar 1936


Unmittelbar nach dem Wahlsieg der Volksfront spielten sich in Spanien mehrere Ereignisse ab: Zum einen dachten sowohl die Arbeiter in den Städten, als auch die Bauern auf dem Lande, die Zeit der schon lange fälligen Revolution wäre gekommen. Der Sieg der Linksregierung diente als Legitimation für Massenstreiks, spontane Enteignungen und Kollektivierungen. Die spanische Oligarchie wollte das natürlich nicht tatenlos mit ansehen. Die Zivilgarde schlug alle Aufstände blutig nieder. Ausserdem durchzog seit Februar 1936 eine Terrorwelle der Falangisten (eine mit den italienischen Faschisten vergleichbare Bewegung) das Land. Diese Terroraktionen waren - genau wie diejenigen der SA und der italienischen Schwarzhemden - darauf gerichtet, die Arbeiterbewegung zu zerschlagen und jede revolutionäre Bewegung im Volk zu unterdrücken. Am 17. Juli 1936 brach der seit langem vorbereitete Rückschlag aus. Der Putsch wurde von den in Spanisch-Marokko stationierten Truppen unter der Führung von General Franco begonnen. Von Spanisch-Marokko breitete der Aufstand sich innerhalb weniger Tage auf das spanische Festland aus, jedoch wurde der Ausgang der ersten Kämpfe weniger durch das Vorgehen der Putschisten als durch die politische, organisatorische und militärische Abwehrbereitschaft der Arbeiter, ihrer Parteien und Gewerkschaften bestimmt. Die Militärs siegten, wenn sich die Arbeiterorganisationen durch die Sorge um die Erhaltung der Legalität lahm legen liessen. Dort jedoch, wo sich die Massen den Truppen entgegen stellten, mit oftmals nicht mehr als ihren Fäusten zur Verfügung, dort, wo die Arbeiterschaft entschlossen für ihre Rechte eintrat, konnten die Generäle keinen Fussbreit erobern. Die Bastionen des Widerstandes lagen vor allem in Madrid und in Katalonien, dort vor allem in der Hauptstadt Barcelona. Den Truppen stellten sich Menschenmassen entgegen, die unbewaffnet gegen Maschinengewehrfeuer anrannten... und diese Maschinengewehre letztendlich um den Preis von Hunderten von Toten eroberten. Das Ziel der Generäle wurde nicht erreicht, mit einem so starken Widerstand hatten sie nicht gerechnet. Bereits am 21. Juli zeichneten sich klare Frontlinien ab, ein schneller Durchmarsch, wie von den Generälen um Franco geplant, war nicht mehr in Sicht.

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