GESELLSCHAFTSANALYSE:

Der Globale Markt

Der Anfang der modernen Markwirtschaft ist auf die Theorien von Smith, Taylor, und Ricardo zurückzuführen. Sie hatten die Idee, Verfahren zu entwerfen, die zu einer besseren und effizienteren Güterproduktion führen und somit für den Bürgern mehr Wohlstand und Glück bescheren sollten. Einer der Grundpfeiler war dabei die Arbeitsteilung. Wenn zum Beispiel zwei Länder über Fertigkeiten zur Herstellung von Tischen und Stühlen verfügen, entsteht ein Produktivitätsgewinn, wenn sich beide Länder spezialisieren: das eine Land stellt nur noch Tische her, das andere nur noch Stühle. Was aber zu wenig berücksichtigt wurde, ist die Tatsache, dass es für den Einzelnen eventuell langweiliger wurde, nur noch Tische oder nur noch Stühle herzustellen. Ein anderer Aspekt ist die daraus resultierende Abhängigkeit und folglich auch Erpressbarkeit. Was nützt es einem schon, nur noch über Tische zu verfügen, wenn aus irgendeinem Grund keine Stühle mehr geliefert werden? Und was passiert, wenn ein anderer Produzent billigere Tische herstellt, weil die Angestellten für niedrigere Löhne arbeiten oder weil die Produktionskosten wegen Unterbietung ökologischer Standards niedriger ausfallen? Der ursprüngliche Tischhersteller wird die eigenen Mitarbeiter unter Druck setzen, Restrukturierungen durchführen oder die Firma ganz schliessen müssen.


Es ist mittlerweile erwiesen - insbesondere nach dem Zerfall der östlichen Planwirtschaften - dass dieses Wirtschaftsmodell in hervorragender Weise die Produktion von hochstehenden Gütern und Dienstleistungen ermöglicht. Der menschliche Preis, der jedoch dafür bezahlt wird, ist sehr hoch. Nur die Wenigsten können heute von sich behaupten, in ihrem Beruf persönliche Erfüllung zu erfahren. Obwohl viele Arbeitende angeben, ihren Beruf gerne auszuüben, wird in der Schweiz vermehrt über die Rahmenbedingungen geklagt: Stress, Termindruck, Arbeitslast. Dies geht so weit, dass man in einer Runde negativ auffallen würde, wenn man von sich selber behaupten würde, bei der Arbeit keinen Stress zu erleiden. Aber auch über das Arbeitsklima wird geklagt: über Angst, Willkür, Einschüchterungen, Mobbing. Davon sind alle Branchen betroffen: Landwirtschaft, Gastronomie, Bauwirtschaft, Handwerksbetriebe, Maschinenbau, Transportgewerbe, Chemie, Gesundheitswesen, Verwaltungsbetriebe, Banken, Versicherungen. Dass zahlreiche Menschen - insbesondere bei fortschreitendem Alter - diesen Bedingungen nicht mehr gewachsen sind, zeigt sich in der steil anwachsenden Zunahme der IV-Renten in den letzten Jahren. Die Frage bleibt unbeantwortet: Was wird aus den nicht mehr fitten und leistungsfähigen Menschen, die aus dem Markt ausgeschieden sind? Jüngere finden ihren Weg. Die einen tanzen an Wochenenden den Frust der Arbeitswoche mit Alkohol und Lifestyle Drogen weg. Andere sehen den Sinn ihres Aufenthaltes in der Schweiz nur noch als Mittel zum Zweck des Geldverdienens, wobei sich das wirkliche Leben dann an Stränden im Pazifik oder sonst wo abspielt. 

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