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Der Yogaweg gemäss Patanjali


1 Yama oder die Beziehung zur Aussenwelt

Ahimsa: Die Absicht des Handelns sollte sein, das allgemeine Leid zu vermindern, Gefühle anderer nicht zu verletzen, andere Menschen nicht auszubeuten. Posititiv ausgedrückt bedeutet es Nächstenliebe, Mitgefühl und Rücksichtnahme.

Satya bedeutet in Sanskrit Wahrhaftigkeit, Wahrheit. Doch nicht immer ist es erstrebenswert, die Wahrheit direkt zu sagen, denn sie könnte andere verletzen. Satya bedeutet, zu bedenken, WAS wir sagen, WIE wir es sagen und auf welche Weise es jemanden treffen kann. Es bedeutet, einen bewusster Umgang mit Worten zu pflegen.

Asteya: Nicht-Stehlen

Brahmacharya: Wörtlich übersetzt: Brahman's Verhalten. Brahman stellt die höchste Bewusstseinsebene dar, in der es keine äusseren Objekte mehr gibt, und insofern auch keine sinnlichen Kontakte zu ihnen. Praktisch umgesetzt bedeutet dies Mässigung und Kontrolle in sinnlichen Kontakten.

Aparigraha: Nicht-Akzeptieren von Gegenständen, die für die eigene Existenz nicht notwendig sind. Überfluss und Luxus stehen auch im Widerspruch zu Ahimsa, da sie mit der Ausbeutung anderer Menschen, ganzer Bevölkerungsgruppen und der natürlichen Ressourcen der Erde einhergehen.

2  Niyama oder die Beziehung zur Innenwelt

Saucha: Reinheit des Körpers (Hygiene, Ernährung), des Geistes (Gedanken pflegen, die dem Lebensziel dienlich sind) und des Lebensraumes.

Santocha: innere Zufriedenheit, als Folge einer richtigen Lebenseinstellung.

Tapas: wörtlich übersetzt: Hitze oder Energie. Disziplinen und Bedingungen, die der Sinneskontrolle förderlich sind. Diese haben zur Folge Selbstbeherrschung, innere Freiheit, Unabhängigkeit, Gesundheit und Energie.

Svadhyaya: regelmässiges Studium von Schriften zur Ergründung der Wirklichkeit.

Ishvara Pranidhana: tiefe innere Einstellung, die sich sehnt, vom höhern Selbst erfüllt zu werden.

3  Asana

Asanas sind Körperstellungen. Der Sinn von Asana liegt darin, den Körper auf die nächsten Stadien vorzubereiten, ihn soweit zu trainieren, dass er in der Lage ist, in einer stabilen Sitzhaltung längere Zeit zu verharren. Bekannt sind aus dem Hatha-Yoga Sitzhaltungen wie Padmasana (Lotussitz), Siddhasana (Vollkommene Sitzhaltung), Sukhasana (Schneidersitz). Diese Posturen sollten mühelos ausgeführt werden und keine Schmerzen (Hüfte, Knie) verursachen. Man sollte sich vergegenwärtigen, dass Yoga nicht zum Wohle der Asana praktiziert wird, sondern vielmehr Asanas dem Zweck des Yogas dienen sollten. Durch Asana wird das Nervensystem ins Gleichgewicht gebracht, wobei das Prana (Lebensenergie), harmonisch fliessen kann. Dabei ist es wichtig, dass Wirbelsäule, Nacken und Kopf in senkrechter Stellung  zueinander liegen.

Padma, Siddha, Sukha und Swastika sind die eigentlichen vier Sitzhaltungen, die im Yoga empfohlen werden. Der Praktiker / die Praktikerin sollte keine Schwierigkeiten haben, dabei das innere Gleichgewicht zu bewahren. Anfangs sind gewisse Anstrengungen erforderlich. Doch später sollte dieses Bemühen einer Mühelosigkeit Platz machen. Prayatnasaithilyata bedeutet: Müheloses Praktizieren der Asana. Es sollte kein Verlangen aufkommen, die Haltung zu wechseln oder aufzugeben. Zu Beginn sollte man die Sitzdauer fünfzehn bis dreissig Minuten halten können und diese dann progressiv auf eine Stunde steigern.

4  Pranayama oder die Harmonisierung der Lebensenergie

Das Prana ist die Aktivität der Lebensenergie, die auf unterschiedliche Weise zum Ausdruck kommt. Es gibt diverse Funktionen der Lebensenergie, denn sie erfüllt die unterschiedlichsten Aufgaben. Darum hat sie - entsprechend ihrer Aktivität und Natur - auch verschiedene Namen. Die wichtigsten fünf Funktionen des Pranas sind: Prana, Apana, Vyana, Udana und Samana. Die Aktivitäten des Pranas sind mit den Körperfunktionen verbunden. Zum Beispiel wird der Ausatmungsprozess durch Prana gesteuert. Beim Einatmen arbeitet Apana. Beim Essen und bei der Verdauung ist Samana im Zentrum des Nabels tätig. Udana ist tätig, wenn etwas hinuntergeschluckt wird. Udana ist auch beim Tod letztendlich dafür verantwortlich, dass der physische Körper vom Astralkörper getrennt wird. Udana ermöglicht ebenfalls das Einschlafen, wenn man müde oder erschöpft ist. Vyana ist jene Energie, die durch den ganzen Körper zirkuliert, für den Blutstrom in den Arterien und Venen, sowie für den Sauerstofftransport im Blut sorgt. Es gibt noch weitere, untergeordnete Pranafunktionen, die von geringerer Bedeutung sind.

Zusammengefasst ist Prana eine Energie, die im Astralkörper - Sukshma Sarira - pulsiert. Prana als Ganzes drängt nach aussen hin zu den Sinnesobjekten in Raum und Zeit und regt die Sinnesobjekte an. Das Sehen, Hören, Riechen, Schmecken und das Berühren sind die fünf Aktivitäten des Minds. Durch diese fünf Organe erhalten wir Informationen über die Welt. Darum werden sie als Jnanendriyas oder Sinnesorgane des Wissens bezeichnet. Die aktiven "Sinne" werden Karmendriyas genannt. Das Ergreifen mit den Händen, das Fortbewegen mit den Füssen, das Sprechen, der Ausstoss durch die Genitalien und dem Anus sind die wesentlichen Aktivitäten der Organe, die als Karmendriyas oder Sinne der Aktivitäten bezeichnet werden. Deshalb hat der Mensch gemäss Yoga insgesamt zehn Sinne: Fünf Sinne des Wissens und fünf Sinne der Aktivität. Der Pranayama-Prozess hat einen besonderen Bezug zur Atmung: dem Ein-, Ausatmen und dem Atemanhalten, - auch als Rechaka, Puraka und Kumbhaka bekannt.