ALTERNATIVE GESELLSCHAFTSENTWÜRFE:

Spanien 1936 - 1939 (7)

Der anarchistische Sündenfall - die Beteiligung an einer Regierung von oben - musste teuer bezahlt werden: Mangels fehlender praktischer Erfahrung und eines theoretischen Konzeptes für eine Revolution von oben seitens der CNT / FAI, konsolidierten sich die anderen Parteien und nahmen ihr nach und nach die Entscheidungsgewalt aus der Hand. Die Regierungsbeteiligung der CNT / FAI war quasi der "Dolchstoss" in der Spanischen Revolution. Nach und nach schwenkten die Funktionäre und anarchistischen Minister sogar auf die Formel "Erst den Krieg gewinnen, dann die Revolution" um. Die Macht, die vormals die Räte besassen, wurde auf das Generalkomitee der Milizen verlagert, jede Initiative von unten wurde erstickt, die Arbeiter wurden von ihren eigenen Funktionären verraten. Ein weiterer wichtiger Faktor war die militärische Nicht- Intervention ausländischer Mächte im spanischen Bürgerkrieg. Schon 6 Tage nach Ausbruch des Putsches wurde General Franco zuerst von Hitler und anschliessend von Mussolini massive Militärhilfe zugesagt.

Am 26. Juli landeten die ersten italienischen und deutschen Flugzeuge und boten den Aufständischen logistische Hilfe. Die übrigen Staaten hielten sich vornehm zurück und beschlossen - vor allem auf englischen Druck - eine Nichteinmischungsvereinbarung der europäischen Mächte gegenüber Spanien. Das nationalsozialistische Deutschland und das faschistische Italien hielten sich nicht an diese Vereinbarungen, so dass Franco einseitig begünstigt wurde. Einzig Mexiko (in geringem Umfang) und die Sowjetunion unterstützten das republikanische Spanien mit Waffen. Die hieraus resultierende einseitige Abhängigkeit von der Sowjetunion hatte fatale Folgen für die spanische Republik. Mit Beginn der Waffenlieferungen und der Entsendung von Militärberatern (Agenten des sowjetischen Geheimdienstes NKWD) wuchs die einstmals unbedeutende PCE (Kommunistische Partei Spaniens) als Marionettenpartei Stalins zur beherrschenden Macht im republikanischen Spanien heran. Die PCE führte getreu die Weisungen des grossen Stalin aus. Dessen Aussenpolitik kannte - gemäss der Doktrin "Sozialismus in einem Land" - nur ein Ziel: die Wahrung der sowjetischen Sicherheitsbedürfnisse. Die Stalin'sche Aussenpolitik gegenüber Spanien ist in drei Phasen einzuteilen, wobei hier nur die mittlere - die Interventionsphase - von Interesse ist. Stalin hatte im Oktober 1936 erkannt, dass das republikanische Spanien ohne weitere Hilfe rasch erobert werden würde und dass sich Hitler danach anderen Aufgaben im Osten zuwenden würde. Folglich begannen die Waffenlieferungen aus der Sovietunion. Geliefert wurde nicht das beste Material und selbstverständlich wurde auf Barzahlung bestanden. Der grösste Teil des Goldvorrates der Bank von Spanien wurde 10 Tage nach der ersten Lieferung nach Odessa verschifft. Die Intervention der Sovietunion war eine begrenzte. Ziel war es, den drohenden Weltkrieg so lange wie möglich zu verhindern und vor allem Frankreich und England für den Kampf gegen den Faschismus zu gewinnen. Dieses Ziel konnte Stalin nicht erreichen. Als dies klar war, wurde Spanien seinem Schicksal überlassen.


In dem Zeitraum der Intervention (Oktober 1936 - März 1938) spielte sich aber eine der Tragödien dieses Jahrhunderts ab. Unter ständigem Verweis auf die Waffenlieferungen aus der Sowietunion und die im Raum schwebende Drohung, diese könnten gestoppt werden, waren die spanischen Kommunisten zu immer mehr Macht gekommen. Auf die PCE gestützt errichteten die sowjetischen "Militärberater" unter dem Namen SIM (Servicio de Investigacion Militar) einen Terrorapparat nach Vorbild der Tscheka. Ziel Stalins war wie in der Sowjetunion die Ausrottung der linken Opposition, d.h. die Vernichtung vermeintlicher oder tatsächlicher Gegner Stalins. Hierunter zu leiden hatten zuallererst die als trotzkistisch bezeichnete POUM und natürlich die Anarchisten der CNT / FAI. Schlüsselereignis der "Vernichtung der freiheitlichen Linken" (J. Gorkin) waren die Mai-Ereignisse 1937 in Barcelona.

Share by: