Die Urvölker der Andamanen Inseln 4

Dass für die Andamaner die Hortung von Gegenständen, insbesondere von Nahrungsmitteln, kein Begriff ist, wird durch nachfolgende Begebenheit veranschaulicht: Als die Briten sich im Jahre 1858 auf den Andamanen niederliessen, gab es auf den Inseln nur sehr wenige Kokosnusspalmen, obwohl diese - wenn gepflanzt - prächtig gediehen. Die Coco-Inseln im Norden des Archipels erhielten ihren Namen wegen der dort reichlich vorhandenen Kokosnusspalmen. Nun ist es eine Tatsache, dass diese Inseln ausserhalb der Reichweite der andamanesischen Kanus liegen, was wohl bedeutet, dass die botanische Einöde der Andamaninseln in Bezug auf Kokosnusspalmen wohl mit den Negritos selber zu tun hat. Eine Kokosnuss ungegessen zu begraben, und dann eine Dekade warten, bis diese in eine früchtetragende Palme gedeiht, ist für dieses urtümliche Jäger- und Sammlervolk eine unvorstellbare Strategie. Stattdessen verzehrten sie umgehend alle Kokosnüsse, die das gütige Meer auf die Strände spülte.


Die Andamaner wurden deshalb oft der Faulheit bezichtigt. Der Anwurf kann nur aus der Sicht von Gesellschaften erhoben werden, dessen Mitglieder die tägliche Plackerei auf Feldern, in Fabriken und Büros als den Gipfel der Zivilisation betrachten. Eine Jäger- und Sammlergesellschaft in einem freigiebigen Dschungel hatte weder Bedarf nach, noch Vorstellung von harter Arbeit. Jagen war keine "Arbeit", es beschaffte nicht nur Fleisch, sondern auch eine ganze Menge aufregender Unterhaltung. Viele gut meinende Aussenstehende haben versucht, den Andamanern die Freuden der Landwirtschaft nahe zu bringen. Nachdem viel Mühsal, Arbeit und Geld investiert worden waren, musste man immer wieder feststellen, dass die Andamaner lieber auf die neuen Annehmlichkeiten verzichteten, insofern der einzige Weg, an diese heranzukommen, Arbeit war. Auch der Versuch, die Andamaner zur Aufzucht Ihrer Leibspeise - das Wildschwein - zu animieren, schlug fehl. Das Essen zu züchten machte weniger Spass, als es zu jagen. Das gleiche Schicksal wie die Kokosnüsse ereilte auch andere Pflanzen, die entweder natürlich vorhanden waren. oder eingeführt wurden. Die Andamaner verbrauchten was sie kriegten, bis hin zum letzten Samen, zum letzten Blatt und zur letzten Wurzel...


Mangels zeitraubender Arbeitsbetätigungen blieb den Andamanern viel Musse, ihr persönliches Erscheinungsbild zu pflegen. Eitelkeit war eine weit verbreitete Schwäche der Andamener und der Andamanerinnen. Bis zum letzten Mann und zur letzten Frau waren alle davon überzeugt, gut auszusehen. Viel Zeit wurde mit Schönheitspflege verbracht, mit Rasieren und Bemalen ihrer prächtigen Körper. Aufgrund dieser Sachlage überrascht es nicht, dass Kritik am Aussehen oder an der Dekorierung eines Anderen zu heftigen Scharmützeln führen konnte.

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