Die Entwicklung des menschlichen Bewusstseins 2

Antworten auf diese Fragen finden wir in den Upanishaden, namentlich in der Brihandaranyaka Upanishad und der Aitareya Upanishad. Die Upanishaden sind der philosophische Teil der Veden. Sie wurden von den alten „Sehern", den Rishis, geschrieben. Diese sind tief in die Geheimnisse der menschlichen Seele vorgedrungen und haben ihre Erkenntnisse in diesen alten Schriften aufgezeichnet. Die archaische Sprache stammt aus einer anderen Zeit und ist manchmal schwierig zu verstehen. Deshalb empfiehlt es sich, auf Kommentare aktueller Meister zurückzugreifen. Dies habe ich hier getan und verweise auf die Bücher von Swami Krishnananda zu diesem Thema.


Die Vision dieser Botschaften ist gewaltig! Für den modernen Menschen ist bereits die Vorstellung, frühere Inkarnationen durchlebt zu haben, ein schwer zu verdauernder Brocken, auch wenn es sich „nur“ um frühere Leben auf diesem Erdplaneten handelt. Der Rahmen der Upanishaden ist viel weiter gesteckt und bringt unser Fassungsvermögen am Rande seiner Möglichkeiten. Denn es ist hier nicht nur von früheren (menschlichen) Existenzen auf dieser Erde die Rede, sondern von früheren Wesenformen, auf anderen Realitätsebenen, in verschiedenen kosmischen Zyklen! Es ist von „Ereignissen“ die Rede die in einer Zeit und einem Raum erfolgt sind, als es weder Zeit noch Raum gab.


Zahlreiche Kulturen haben einen Schöpfungsmythos hervorgebracht, eine Geschichte die erzählt, wie die Welt erschaffen wurde. Im Westen bekannt ist vor allem die in der Genesis beschriebene Schöpfung der Welt in sechs Tagen. Bibeltreue „Kreationisten“ in den Vereinigten Staaten nehmen diese Geschichte immer noch wörtlich und negieren die Erkenntnisse der Naturwissenschaften. Es sind sogar Bestrebungen im Gang, den Unterricht der darwinistischen Evolutionslehre in den Schulen zu verbieten! Aus Sicht der Wissenschaft entstand die physikalische Welt vor 13,7 Ma. Jahren als Folge des „Big Bang“. Diese Beschreibungen beziehen sich auf eine als extern wahrgenommene Welt: Erde, Himmel, Berge, Wasser, Pflanzen, Tiere, Menschen… In den Schöpfungsmythen wurde die Welt von einem allmächtigen Gott erschaffen, also ein transzendentales Wesen, der eine vom Menschen getrennte Existenz führt. Es kann sich um einen guten, strengen oder gar rachsüchtigen Gott handeln, je nach religiösem Glauben. Diese Geschichten sagen aber nicht viel aus über unsere Existenz, Ihre Existenz, meine Existenz.


Auch bekannt ist die Geschichte von Adam und Eva, die verbotenerweise vom „Baum der Erkenntnis von Gut und Böse“ assen, und fortan aus dem Garten Eden vertrieben wurden. Sie wurden bestraft, die Kräfte der Natur stellten sich von nun an gegen den Menschen. Alles was sie tun ist endlich und oft nur unter Qualen und Mühen erreichbar. Leid und Schmerz haben nun ihren Platz im Menschenleben gefunden. Sie werden mit der Erbsünde behaftet und können nur durch Bekenntnis zum Christentum erlöst werden. Hier scheint ein Ereignis, welches unsere Urahnen durchlebt haben, einen unmittelbaren Niederschlag auf unser eigenes Leben zu finden. Wenn wir aber diese Geschichte als symbolische Sprache deuten, dann weist sie auf Ereignisse hin, die nicht andere Menschen erlebt haben, sondern wir selber. Mit anderen Worten: Es ist irgendwann etwas Entscheidendes passiert, das unser aktuelles Leben weiterhin sehr stark beeinflusst. Es sind Ereignisse aus der Nacht des Bewusstseins.

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