Vom Natur- zum Kulturwesen
Vor 2,5 Millionen Jahren schlug in der menschlichen Entwicklung mit dem Auftreten der Steinwerkzeuge (Oldovan Technologie) die Geburtsstunde der Kultur. Sie machte aus aufrecht gehenden Affen und reinen "Naturwesen“ im Laufe von etwas mehr als 2 Millionen Jahren das "Kulturwesen“ Mensch, das dank seiner selbst entwickelten materiellen und technischen Hilfsmittel die Umwelt tief greifend zu verändern vermochte.
Der nächste Meilenstein auf diesem Weg war die Benutzung des Feuers vor etwa 500'000 Jahren. Feuer war kostbar, denn es gab Licht und Wärme in feuchtkalten Höhlen, es vertrieb wilde Tiere und machte Fleisch besser geniessbar. Der flackernde Feuerschein machte zudem die Abendstunden zum Austausch von Erfahrungen und zum Pläneschmieden nutzbar, die erste "Freizeit" der Menschen förderte die Weiterentwicklung der noch primitiven Sprache. Bis zu diesem Stadium blieb der Einfluss des Menschen auf die Aussenwelt jedoch noch beschränkt.
Der entscheidende Schritt in Richtung Zivilisation erfolgte am Übergang zum Neolithikum vor etwa 12'000 Jahren, als der Mensch sesshaft wurde und lernte, Ackerbau und Viehzucht zu betreiben. Der Frühmensch begnügte sich, von der Natur zu nehmen, was sie ihm anbot, bei Verknappung der Ressourcen zog er weiter und erschloss sich neue Lebensräume. Mit dem Übergang zur Sesshaftigkeit entstand erstmals in der Psyche des Menschen das Konzept der Hortung: Anstatt die gesammelten Pflanzensamen zu verzehren, wurden sie aufbewahrt und ausgesät, damit sie später eine neue Ernte ermöglichten. Dieses Vorgehen führte zur Entstehung von Überschüssen, womit menschliche Kapazitäten frei wurden. Auf diese Weise wurde der Grundstein gelegt für die weiteren Errungenschaften der Menschheit, wie der Städtebau, die Arbeitsteilung, der Handel und das Auftreten hierarchischer Strukturen in der Gesellschaft.
Von diesem Entwicklungsschritt sind die andamanesischen Negritos aufgrund ihrer geografischen Isolation verschont geblieben. Sie entwickelten folglich auch nicht die psychischen Strukturen, die mit Hortung und vorausschauender Planung einher gehen.