Fiktion und Wirklichkeit (Fortsetzung)

Das Leben eine Fiktion? Die Welt eine Täuschung? Unmöglich, undenkbar, verrückt! Und was ist mit dem Tod, der Beerdigung, der Trauer? Auch eine Illusion? Diese Vorstellung ist unerträglich! Dennoch: Wir machen praktisch täglich die Erfahrung der Auflösung einer als real empfundenen Welt.


Sie haben den Abend mit Ihrem Traumpartner verbracht, eng umschlungen spazieren Sie den Waldrand entlang, schmieden gemeinsame Pläne. Sie schauen sich beide in die Augen, ein intensives Lebensgefühl steigt in Ihnen auf. Plötzlich erwachen Sie: Es war nur ein Traum! Der Partner ist weg, verschwunden, hat sich in Luft aufgelöst. Im besten Fall gelingt noch die Erinnerung an die Person, eventuell wissen Sie bereits nach einigen Augenblicken nicht mehr, um wen es sich gehandelt hat. Weiteres Beispiel: Sie fahren frühmorgens mit dem Auto zur Arbeit. Es ist Winterzeit, draussen ist es noch dunkel. Zu dieser Zeit hat es noch wenig Verkehr, Sie kennen die Strecke, Sie können Gas geben. Plötzlich sehen Sie im Scheinwerferlicht eine Tiergestalt, die über die Strasse huscht. Sie versuchen auszuweichen, geraten ins Schleudern, Ihr Auto überschlägt sich und landet im Graben. Sie haben kurz das Bewusstsein verloren. Als Sie wieder zu Sinnen kommen, tut Ihnen das rechte Bein fürchterlich weh, die kleinste Bewegung verursacht höllische Schmerzen. Es muss sicher gebrochen sein, sie schreien um Hilfe. Sie wachen auf, stellen mit einer riesigen Erleichterung fest, dass dies nur ein Traum war, greifen sich instinktiv noch ans rechte Bein: Es ist alles in Ordnung! Haben Sie den Traumpartner, haben Sie den Beinbruch als wirklich erlebt? Im Traum war das intensive Lebensgefühl, waren die Schmerzen des Traumbeines absolut real. Beim Aufwachen war dies alles weg! Im Grunde genommen ein fantastisches Erlebnis!


Insofern sich das Bewusstsein in einer Daseinsform befindet, ist die individuelle Seele (Jiva) den Gesetzmässigkeiten dieser Wirklichkeitsebene unterworfen. Zum Beispiel kann die Gravitationskraft im Traumerleben überwunden werden, was im Wachleben nur anhand technischer Errungenschaften möglich ist. Im Wachzustand haben wir die Gelegenheit, positives Karma zu erzeugen, was im Traumzustand nicht möglich ist. Die Intensität, mit der wir Freud und Leid erleben, scheint aber in beiden Daseinsformen die gleiche zu sein, vielleicht ist sie gelegentlich in der Traumwelt noch stärker. Im Prinzip ist es falsch zu sagen, die Welt sei eine Illusion. Das ist sie mit Sicherheit nicht, solange wir in dieser leben, solange wir sie als wirklich wahrnehmen. Solange wir das Seil für eine Schlange halten, ist dieses für uns eine Schlange. Es passiert aber ein „Erwachen“ welches das bisherige Erlebnis sozusagen in den Schatten stellt, aufhebt, ja sogar gänzlich aus der Erinnerung verschwinden lässt.


Es folgen zwei Beispiele aus der Filmwelt, in denen eine ursprünglich als real wahrgenommene Existenz als Fiktionen erkannt und durch neue Erkenntnis ersetzt wird:

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