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GESELLSCHAFTSANALYSE:
Länder im globalen Wettbewerb


Die Gründe, welche über wirtschaftlichen Erfolg oder Misserfolg einer Nation entscheiden, sind vielfältig. Die USA gehören gegenwärtig zu den Ländern, die im Wettbewerb der Nationen am rücksichtslosesten vorgehen. Das Land ist gross, die Agrarflächen riesig und der Untergrund hat schon manche Bodenschätze preisgegeben. Umweltanliegen spielen eine untergeordnete Rolle; die Weite des Landes mag einige Schadstoffmengen verkraften. Der „amerikanischen Traum“ wird nach wie vor gelebt, Looser landen auf der Strasse, ohne Anspruch auf gesundheitliche Versorgung. Ein grosser Vorteil der USA ist die Landeswährung, die weltweit als Standardwährung gehandelt wird. Amerika kann sich ruhig verschulden – die Zeche zahlen die Anderen. Die Menschen sind Optimisten, aus schweizerischer Sicht vielleicht etwas oberflächlich…

Es gibt Länder, die praktisch nur dank einem Wirtschaftszweig – ja einer einzigen Firma obenauf schwimmen. Es seien hier die Erdölvorkommen in Saudiarabien und die IT-Firma Nokia in Finnland erwähnt. Wichtig ist auch die nationale Identität der Bevölkerung. In vielen Ländern, die auf einer weit reichenden Tradition zurückgreifen können, entwickelte sich ein nationales Gefühl, was den Zusammenhalt der Bevölkerung stärkt. Es gibt aber auch Länder – wie dies in vielen muselmanischen und afrikanischen Nationen der Fall ist – die von ehemaligen Kriegsparteien auf dem Reissbrett entworfen wurden und durch Rivalitäten unter ethnischen Einheiten gekennzeichnet sind. Der ausschlaggebende Faktor scheint jedoch in den meisten Fällen die Mentalität oder die „Kultur“ der Bewohner der einzelnen Länder zu sein: Eigeninitiative vs. Erwartungshaltung gegenüber dem Staat, Integrität vs. Korruption, Toleranz vs. Ausgrenzung von Minderheiten, hoher Bildungsgrad vs. Analphabetismus…

Die Schweiz steht in vielen Punkten hervorragend da, und das ist der Grund, warum sie so erfolgreich ist. Sie kann auf eine über 700jährige nationale Identität zurückblicken. Trotz nur spärlich vorhandenen Bodenschätzen gelang es ihr schon früh, eine wettbewerbsfähige Industrie und eine moderne Infrastruktur aufzubauen. Von den fünf grössten kontinentaleuropäischen Konzernen befinden sich gegenwärtig vier in der Schweiz: Novartis, Nestlé, Roche und UBS. Der Wirtschaftszweig, den die Schweiz im Laufe der Zeit meisterhaft beherrschte, ist jedoch der Dienstleistungssektor, insbesondere das Bankwesen. Geld regiert die Welt, und das Kapital ist ein scheues Reh. Wer in diesem Bereich über vorzügliche Kompetenzen verfügt, hält den grössten Trumpf in der Hand. Die Schweiz ist der ideale Weideplatz für scheue Rehe: verschwiegen, ordnungsliebend, berechenbar und mit einer Gesetzgebung, die für fremdes Kapital Schutz vor unbeliebte Steuerbehörden bietet. Aber auch in der Pharmaindustrie - nebst der IT-Branche weltweit eine Wachstumsbranche per excellence - spielt die Schweiz in der ersten Liga mit.