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Kinofilm "Die Truman Show"


Truman Burbank ist ein scheinbar normaler Mensch, der im Städtchen Seahaven ein scheinbar normales Leben führt, umgeben von seiner Ehefrau Meryl,  seinem Freund Marlon und den übrigen stets gut gelaunten Menschen, die das Städtchen bevölkern. Was Truman nicht weiss: er lebt in einer perfekten Scheinwelt. Seahaven ist Disneyland mit Realitätsanspruch. Denn die Stadt wurde eigens für eine Reality-TV-Serie unter einer riesigen Kuppel - dem OmniCam-Ecosphere-Gebäude –  errichtet. Die Häuser, das Meer, der Horizont: alles Kulisse. Die Gestirne, das Wetter, der Verkehr, die Menschen: alle gehorchen einem Drehbuch, von dessen Existenz einzig Truman nichts ahnt.

Ohne es zu wissen, ist Truman der erfolgreichste TV-Star aller Zeiten. Seit seiner Geburt wird jeder seiner Schritte ununterbrochen von 1.7 Milliarden Fernsehzuschauern in 120 Ländern live 24 Stunden am Tag mitverfolgt. Nichts entgeht den 5000 Kameras, die in der Kunstwelt versteckt sind. Das gigantische Unternehmen wird von einer allmächtigen Figur namens Christof geleitet. Seit 30 Jahren produziert er die Truman Show und lenkt gewissermassen als moderner Zeus die Geschicke der Menschen in der von ihm erschaffenen Welt, auf die er aus seiner Zentrale im künstlichen Mond gelegentlich nachdenklich hinunterblickt.

Es geschieht am Morgen des 10'909. Tages der Show, als ein Scheinwerfer aus dem Himmel fällt und direkt neben Truman auf der Strasse zerbirst. Es ist nicht das einzige Ereignis, das in Truman langsam den Verdacht aufkommen lässt, dass irgendetwas faul ist in Seahaven. Denn in der Folge erwecken verschiedene andere Missgeschicke zusätzlich sein Misstrauen, worauf er sich aus Sicht der Produzenten irregulär verhält. So erkennt er plötzlich seinen Vater in einem Obdachlosen auf der Strasse wieder, was ihn sehr irritiert und verwirrt, da sein Vater seines Wissens nach bei einem Bootsunfall ums Leben gekommen ist. Er trägt sich zunehmend mit dem Gedanken, das Städtchen zu verlassen, doch scheint dies unmöglich zu sein. Getrieben wird er vom Gedanken an Silvia, in die er sich (was er nicht weiss: drehbuchwidrig) verliebt hat und die kurz darauf aus Seahaven abgezogen wurde. Überlastete Verkehrsmittel und seine traumatische Angst vor dem Meer lassen alle seine Versuche, ihr nachzureisen, scheitern.

In Rückblenden erfährt der Zuschauer mehr über den Anfang der Serie, die Trumans Leben praktisch lückenlos dokumentiert hat. Man erfährt von verschiedenen Zwischenfällen, bei denen Aussenstehende in diese scheinbar perfekte Welt eindrangen, um Truman mitzuteilen, dass er sozusagen in einer fiktiven Welt lebt. Es wird deutlich, dass die Produzenten der Serie schon in Trumans Kindheit mit allen Mitteln versuchen mussten, ihn vom Fortgehen abzuhalten. Dies wurde dadurch erreicht, dass Truman durch verschiedene Zwischenfälle, vor allem durch den scheinbaren Tod seines Vaters bei einem gemeinsamen Ausflug mit dem Segelboot, dazu gebracht wurde, eine starke Angst vor Wasser zu entwickeln, sodass er sich weigert auch nur ein Wassergefährt zu benutzen oder eine Seebrücke zu überqueren. Nach und nach kommt Truman der Falschheit seiner Umgebung auf die Schliche, indem er sie mit unvorhersehbaren Situationen übertölpelt. Bevor er jedoch aus seinem goldenen Käfig auszubrechen vermag, muss er seine tiefsten Ängste überwinden: Er entwendet ein Segelboot und flieht aus der eigens für ihn gebauten Stadt.

Der 1998 produzierte amerikanische Spielfilm wurde als beissende Kritik gegenüber der Allmacht der Medienwelt verstanden. Vielleicht war er auch ein Hinweis darauf, wie künstlich das Leben in der industrialisierten Welt geworden ist. Ich möchte das Augenmerk auf die innere Wahrnehmung von Truman Burbank richten und den Perspektivewandel, den er im Laufe des Films erfährt. Seahaven ist für den Betrachter durch und durch künstlich, nicht aber für den Protagonisten – denn er kennt es nicht anders. Eigentlich hat er keine Chance, dieser fiktiven Welt zu entrinnen, denn wie sollte er überhaupt auf die Idee kommen, das er in einer künstlichen Welt lebt? Es sind diverse Missgeschicke und Pannen, welche bei ihm das Gefühl aufkommen lassen, dass irgendetwas in Seahaven nicht stimmt. Nur dank Willenskraft und Forschergeist gelingt ihm schlussendlich der Ausbruch aus dieser fiktiven Welt. Dabei muss er innere Ängste und äussere Gefahren überwinden. Die Befreiung von Truman ist keine Flucht in ein ätherisches Nichts, das Gegenteil ist der Fall: Er verlässt eine Fiktion, um die reale Welt zu gewinnen. Die Auseinandersetzung mit dem Perspektivenwandel lohnt sich, denn er ist der Schlüssel zum Verständnis von Moksha: Die Wirklichkeit war schon immer da - sie wurde lediglich durch den ungeheuren Schwindel, in dem Truman aufgewachsen war, überdeckt. Ähnlich ist die Erfahrung von Moksha. Auch wir werden in eine Welt hineingeboren, die wir grundsätzlich nicht in Frage stellen. Nur auf inneren Druck des spirituellen Rufs kann ein Mensch dazu veranlasst werden, den Weg zu einer fundamentaleren Realität zu beschreiten.
Einen Schritt weiter geht der Science-Fiction Film „Matrix". Auch hier findet ein Perspektivenwandel statt, allerdings noch viel fantastischer als im Film „Die Truman Show“. Truman Burbank hätte man vielleicht in einem ausführlichen Gespräch über seine Situation aufklären können. Beim Hauptdarsteller Nero in Matrix ist dies kaum mehr möglich. Auch er lebt ein normales Leben in einer fiktiven Welt. Nur ist die Realität, die sich hinter dieser Fiktion verbirgt, so fantastisch, dass nur das Erlebnis einer Rückführung es ermöglicht, zu dieser Erkenntnis zu gelangen.